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Arbeit in engen Räumen: Wie Sicherheitsbewusstsein und Planung die Mitarbeiter schützen

Arbeiten in der Höhe bergen zahlreiche Sicherheitsrisiken. Diese müssen sorgfältig bewertet, bedacht und mithilfe der richtigen Absturzsicherungssysteme, Ausrüstungen und Schulungen entschärft werden. Aber was passiert, wenn die Mitarbeiter mit einer zusätzlichen Herausforderung konfrontiert sind: In einen engen Raum einzusteigen, um wichtige Inspektionen oder Arbeiten durchzuführen?

Andrzej Janowski, Segment-Marketingfachmann des Sicherheitsausrüstungsherstellers MSA, erstellt Anleitungen zu bewährten Praktiken für Arbeiten in engen Räumen.

Die Arbeit in engen Räumen gehört zu den risikoreichsten Tätigkeiten eines jeden Unternehmens. Die Arbeitnehmer sind vielen möglichen Gefahren ausgesetzt, darunter Verletzung oder Tod durch Stürze, Einklemmen im engen Raum oder Vergiftung bzw. Erstickung wegen schädlicher Gase, um nur einige zu nennen.

Die Unfallstatistiken sind ernüchternd. Die Institution of Occupational Safety and Health (IOSH) berichtete im Jahr 2016, dass jährlich etwa 15 Arbeiter in Großbritannien bei Unfällen in engen Räumen ihr Leben verlieren1 . Die Ursachen reichen von mangelnder Kenntnis des engen Raums und seiner Gefahren über unzureichende Systeme für die Arbeitssicherheit bis hin zu schlecht durchdachten Rettungsversuchen. In den USA kommt es beispielsweise jährlich zu 670 tödlichen Unfällen in engen Räumen, und tragischerweise haben Untersuchungen der US-Behörde National Institute for Occupational Safety and Health (NIOSH) ergeben, dass etwa 60 Prozent der Todesfälle in engen Räumen auf Rettungskräfte und ihre Versuche zurückzuführen sind, Opfern herauszuhelfen2. Auch in scheinbar harmlosen Situationen kann es in engen Räumen schnell zum Tod kommen.

Europa verfolgt einen risikobasierten Ansatz mit Einzelfallbetrachtung, der den Arbeitgeber verpflichtet, das Risiko zu bestimmen und die entsprechenden Maßnahmen zu ergreifen. Die Europäische Union hat keine speziellen Rechtsvorschriften für die Arbeit in engen Räumen erlassen, mit der Ausnahme vorübergehender oder mobiler Baustellen. Die Rahmenrichtlinie 89/391/EWG des Rates vom 12. Juni 1989 deckt jedoch alle Aspekte der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz ab und verpflichtet den Arbeitgeber, die Besonderheiten eines jeden Arbeitsplatzes zu berücksichtigen, also auch enger Räume.

Der risikobasierte Ansatz weist dem Arbeitgeber die Verantwortung zu, geeignete Maßnahmen zur Bestimmung und Handhabung der Risiken zu ergreifen. Dieser risikobasierte Ansatz gibt den Arbeitgebern wie Unternehmens- und Werkleitern einerseits die Freiheit zur Bestimmung des Umgangs mit Risiken, andererseits aber auch die strafrechtliche Verantwortung, falls etwas schief geht.

Enhesa3 hat zum Beispiel berichtet, dass mehrere Geschäftsführer oder Firmeninhaber wegen Totschlags verurteilt wurden. Ähnliche Fälle gab es in Belgien, wo Direktoren strafrechtlich verfolgt und wegen Unterlassung geeigneter Sicherheitsmaßnahmen zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden.

Enge Räume verstehen

Es ist eigentlich offensichtlich: Zunächst muss man erkennen, ob der Arbeitsbereich die typischen mit engen Räumen verbundenen Risiken birgt. In der Praxis ist ein enger Raum jede nicht für einen anhaltenden Aufenthalt von Menschen ausgelegte Umgebung. Ein enger Raum kann weitgehend abgeschlossen oder teilweise offen sein, eingeschränkte Möglichkeiten zum Ein- und Ausstieg bieten und Personen in seinem Inneren dem Risiko schwerer Verletzungen wegen gefährlicher Stoffe oder sonstiger Umstände aussetzen. Eine schriftliche Genehmigung zum Betreten eines engen Raumes und/oder eine Arbeitserlaubnis sind daher oft gesetzlich vorgeschrieben.

Ob Inspektion, laufende Wartung oder Reparatur – in vielen Branchen sind Arbeiten in engen Räumen regelmäßig notwendig, insbesondere in Versorgungs-, Energie- und Transportunternehmen. Zu den typischen Tätigkeits- und Arbeitsfeldern gehören Frischwasserversorgung und Abwasserbehandlung, Öl-, Gas- und petrochemische Produktion, Schifffahrt (auf von Frachtschiffen und Werften) und Bergbau.

Erkennen, bewerten und prüfen, vorausplanen, kontrollieren

Zunächst muss sich der Arbeitgeber vergewissern, dass die Mitarbeiter und ihre Vorgesetzten sachkundig und mit den Gefahren und besonderen Risiken von Arbeiten in engen Räumen gründlich vertraut sind. Diese Verantwortung liegt beim Arbeitgeber. Fehler sind dabei nicht erlaubt: Spezielle Sicherheits- und Ausrüstungsschulungen sowie regelmäßige Auffrischungsübungen sind unabdingbar. Wenn die eingesetzten Mitarbeiter mit den Vorgehensweisen in engen Räumen, der Arbeitsmethode, der Sicherheitsausrüstung und den Notfallrettungsmaßnahmen nicht völlig vertraut sind, darf die Arbeit einfach nicht stattfinden

Eine gründliche Bewertung und Prüfung des engen Raums ermöglicht es den Mitarbeitern, die besonderen Gefahren zu verstehen und das Risiko mittels entsprechender Sicherheitsausrüstung, Kontrollen und Maßnahmen zu minimieren. Ist die Atmosphäre im engen Raum gefährlich? Das Absenken einer Sonde in den Raum vor dem Eintritt misst zuverlässig den Sauerstoffgehalt und warnt vor vorhandenen schädlichen Gasen wie Schwefelwasserstoff, Kohlenmonoxid oder Dämpfen. Wenn ein Atemschutzgerät benötigt wird, welches Gerät ist dann am besten geeignet? Zu den Möglichkeiten gehören das Legen eines Luftschlauchs von einem überwachten Atemlufttank im Außenbereich zum Arbeiter im Inneren oder die Verwendung einer tragbaren (aber sperrigeren) Luftversorgung.

Wie erfolgt der Zugang zum engen Raum? Besteht bei einem senkrechten Schacht Absturzgefahr? Es ist unerlässlich, dass die richtige Absturzsicherungsausrüstung und erforderlichenfalls eine Bergungsmöglichkeit vorhanden sind, einschließlich eines vollständig ausgebildeten Mitarbeiters außerhalb des Schachts. Wenn der Zugang über eine Leiter erfolgt, kann ein sekundäres Auffanggerät mit Rettungsfunktion genügen; wenn der Zugang jedoch das schwebende Abseilen des Arbeiters in einem Gurt mit einer Hebe- und Absenkvorrichtung erfordert, sind eine sekundäre Auffangvorrichtung und eine Rettungswinde erforderlich. MSA bietet beispielsweise ein benutzerfreundliches Dreibein für senkrechtes Abseilen bis 15 m und eine Winde für bis zu 30 m an.

Leider berücksichtigen die schriftlichen Anweisungen von Unternehmen an ihre Arbeiter die Rettung eingeschlossener oder abgestürzter Mitarbeiter oft nur unzureichend. Aber Vorausdenken an das Undenkbare kann Verletzungen und Todesfälle vermeiden. Vor dem Beginn von Arbeiten in engen Räumen muss immer ein Rettungsverfahren feststehen. Maßnahmen für die Alarmauslösung und die Durchführung von Rettungsarbeiten im Notfall müssen klar vereinbart, dokumentiert und verstanden werden. Die Mitarbeiter müssen in der Lage sein, Bergungsverfahren erforderlichenfalls korrekt und ohne Zögern oder Zweifel durchzuführen.

Wachsamkeit ist gefragt

Ständige aufmerksame Überwachung im Außenbereich und Kommunikation mit den Mitarbeitern während der Arbeiten im engen Raum können Gefahren und Risiken reduzieren. Auch wenn beispielsweise der Sauerstoffgehalt im oberen Bereich des engen Raums unbedenklich erscheint, können sich schwere Gase weiter unten befinden. Ein vom Arbeiter getragenes Gasmessgerät kann zur Echtzeitüberwachung kontinuierlich Daten über eine Smartphone-App an die Cloud übertragen oder einen Alarm auslösen, wenn sich die Bedingungen unerwartet zum Schlechteren ändern.

Auf die Planung kommt es an

Eines ist bei der Arbeit in engen Räumen sicher: Planung ist entscheidend. Von der Risikobewertung bis hin zu Rettungsplänen müssen alle Beteiligten – Vorgesetzte wie Mitarbeiter – gut informiert, gut vorbereitet und gut ausgebildet sein. Regelmäßige Übungen sind oft auch Voraussetzung für die Einhaltung örtlicher Vorschriften. Diese Verantwortung liegt beim Arbeitgeber. Bitte prüfen Sie auch lokale Regularien, wie z.B. Richtlinien der Berufsgenossenschaften wie die der „Vereinigung der Metall-Berufsgenossenschaften – BGI 534 – Arbeiten in engen Räumen“.

In Europa arbeitet MSA mit spezialisierten Schulungsdienstleistern zusammen. MSA schult diese Partner umfangreich und stellt Schulungsmaterialien und Schulungsmuster zur Verfügung. Diese Partner von MSA sind äußerst erfahren und mit der Handhabung und Wartung der Ausrüstung umfassend vertraut. Sie bieten zertifizierte Kurse an, z.B. zum Thema Absturzsicherung, Rettung und Geräteinspektion. Weitere Informationen über die Anforderungen an die Absturzsicherung, Gasmesstechnik und Persönliche Schutzausrüstung für enge Räume finden Sie unter: Einstieg in enge Räume: MSA macht den Unterschied

IOSH, Confined Spaces, The National Food and Drink Manufacturing Conference

Occupational Health and Safety, We Must Change the Statistics of Confined Space Injuries and Fatalities

EHS Compliance contents and support | Enhesa

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